“Leute mit Know-how brauchen wir”
Aus der Wirtschaft Wer die Leitsprüche im Büro- und Produktionsgebäude von Cool Tec Electronic in Großbreitenbach liest, erfährt daraus so einiges über die Firmenphilosophie. Einblicke geben auch die Firmenfilme, in denen sich das Unternehmen präsentiert.
Beschreibung: Benedikt Lausberg (Mitte) zeigt bei einem Betriebsbesuch von Andreas Bühl (links) und Peter Grimm (rechts) einen Teil der Produkte, die bei Cool Tec Electronic in Großbreitenbach hergestellt werden.
Foto: Marina Hube Bildrechte: insuedthueringen.de
Großbreitenbach. Vertrauen und Verbundenheit sind für Benedikt Lausberg wichtige Eigenschaften. Sie gehören zur Firmenphilosophie von Cool Tec Electronic in Großbreitenbach. Seit 1997 gibt es das Unternehmen am Standort. “Wir machen Hightech Elektronikkühlung für die ganze Welt”, sagt Benedikt Lausberg, der seit Anfang 2021 geschäftsführender Gesellschafter der Firma ist. Er hat das Unternehmen von den Gründern, seinem Onkel Martin Lausberg und dessen Geschäftspartnerin Antje Gornik als Nachfolger gekauft und führt es in zweiter Generation weiter.
Vertrauen und Verbundenheit will Benedikt Lausberg auch mit digitalen Inhalten vermitteln, die er und sein Team im eigenen kleinen Studio produzieren. Er lädt Experten seiner Branche zu Interviews ein, um mit diesen Inhalten die Kompetenz des Hauses digital nach außen zu tragen. Seine eigenen Erfahrungen sprechen dafür, dass dies ein guter Weg ist, zu Kunden und zu Mitarbeitern zu finden.
Überregulierung fördert Auslagerung CDU-Landtagsabgeordneter Andreas Bühl und Landesgemeindebürgermeister Peter Grimm erkundigen sich beim Geschäftsführer über das Unternehmen und nach Möglichkeiten, kommunale oder politische Hürden aus dem Weg zu schaffen. Als Andreas Bühl von der Anti-Bürokratie- Kommission sprach, von Digitalisierung in der Politik und Verschlankung, weckte dies Hoffnung, dass so mancher irrwitziger Wust an Anforderungen weniger wird. Benedikt Lausberg denkt da an Anträge für Fördermaßnahmen, die nicht nur digital zugearbeitet werden müssen, sondern auch etlicher Ausdrucke bedürfen oder weitere unsinnige Aktionen erfordern. Neben dem Abbau von Bürokratie dürfen die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für die Wettbewerbsfähigkeit nicht einschränken. Technologieoffenheit, statt Verbote, Anreize setzen, das sei, was die Unternehmen in Deutschland bräuchten, um weiterhin innovativ zu sein. Überregulierung bedeute Ausgrenzung, bedeute Schwäche, bedeute Verdrängung.
Nicht selten hört Benedikt Lausberg, dass deshalb Unternehmen ins Ausland abwandern. Die kämen dann auch nicht weiter. Große Unternehmen gingen ohne Probleme diesen Schritt und wenn kleine Unternehmen diese Möglichkeit sähen, würden auch sie ihre Produktion auslagern.
Benedikt Lausberg sucht nach anderen Wegen, seine Firma nicht nur am Standort zu halten, sondern auch zu vergrößern. Derzeit sind es knapp 50 Beschäftigte in Großbreitenbach, ein weiterer Standort wird gerade in Kaltennordheim aufgebaut. “Das Wachstumspotential ist enorm. Mit entsprechender Ausbildung könnten wir gleich 20 Leute einstellen.”
So sehr sich der Chef von Cool Tec Electronic das auch wünscht, an fähigen Mitarbeitern fehlt es. Die spezifischen Kühler für die Kunden, die für jede Anwendung die passende Kühlung benötigen, fordert das Großbreitenbacher Entwicklungsteam heraus. Manchmal bringen die Kunden Konstruktionsideen mit, die umgesetzt werden sollen. Der Einsatz von Thermosimulationen zeigt den Fachleuten, ob diese Ideen machbar sind. Manchmal gibt es keine Vorgaben. “Leute mit Know-how brauchen wir.”
Digitale Präsentation Das Gehaltsniveau würde und muss stimmen, sagt Lausberg und es könne viel im Homeoffice gearbeitet werden. Am Büro wolle man für die Mitarbeitenden, die in der Region leben, jedoch festhalten, denn auch der persönliche Austausch sei wichtig. Diese Bedingungen helfen, wettbewerbsfähig zu sein. Produktionsmitarbeiter bis hin zu Spezialisierten seien nötig, um den Wachstum meistern zu können. Studenten würden aber lieber bei namenhaften Unternehmen eine stelle annehmen. Dabei hätten diese hier viel mehr Möglichkeiten und könnten sich besser entwickeln. Sein Problem, man kennt das Unternehmen zu wenig. Die digitale Präsentation soll hier Abhilfe schaffen.
Andreas Bühl fordert die Berufsorientierung an Gymnasien. Ja, die Bildungspolitik könnte einiges bewirken; ist auch Benedikt Lausberg überzeugt. Der Kontakt zwischen Bildungseinrichtung und Unternehmen, das wäre ein guter Ansatz. Bühl spricht in der Fachkräfte-Thematik drei Säulen an: Den hiesigen Arbeits- und Ausbildungsmarkt, die qualifizierte Zuwanderung und mehr Effektivität durch Automatisierung und Digitalisierung. “Wir kommen an der qualifizierten Zuwanderung nicht vorbei”, ist sich Benedikt Lausberg sicher. “Diese Fachkräfte vor Ort einstellen und entwickeln, damit könnten wir als Unternehmen wachsen und wieder mehr Potetial für hiesige Arbeitskräfte bieten.” Die Mentalität müsse aber stimmen, sonst passt es nicht ins Unternehmen. Die Leitsprüche im Büro- und Produktionsgebäude gelten also auch für ausländische Fachkräfte. In 95 Prozent der Bewerbungsgespräche passe das auch. Beim Einstellen von ausländischen Fachkräften seien deutsche Sprachkenntnisse eine Voraussetzung, allein schon wegen der persönlichen und Firmensicherheit. Andreas Bühl sagt, dass man in Thüringen mit der German Professional School ( junge Menschen aus dem Ausland werden fit für eine Berufsausbildung im Freistaat gemacht) und der Suche nach Leuten mit deutschen Sprachkenntnissen seitens der Politik einen Weg bestritten hat.
Dass Familien integriert werden, ist eine wichtige Komponente. Dass es klappt, macht Peter Grimm an Beispielen deutlich. Allerdings sei der aktuelle Wohnungsmarkt problematisch. Dass Benedikt Lausberg einen Beitrag zur Integration leisten will, zeigt er mit dem Einstieg als Sponsor beim FSV Großbreitenbach. Der Sport würde eine Verflechtung schaffen zwischen hiesigen Kindern und Kindern von Leuten, die hier zuziehen. Ängste abbauen, die durch Zuwanderung entsteht, das sei Aufgabe von Politik und Unternehmen. An Peter Grimm gewandt bedankt er sich für die gute Zusammenarbeit. Dass er selber den Breitbandausbau für sein Unternehmen in Auftrag gegeben hat, liege daran, dass man nicht länger auf diese Technik warten konnte. Großbreitenbach sei im Vergleich zu anderen Regionen schon schnell, aber noch nicht schnell genut im Ausbau. Wissen solle Peter Grimm, dass man eine Firmenerweiterung im Blick habe. Welche Möglichkeiten sich in Großbreitenbach ergeben, das sollte Thema in der Verwaltung sein.
Wie Bauelemente der Flüssigkeitskühlung aussehen, das zeigte Benedikt Lausberg in der kleinen Ausstellung im Foyer des Bürogebäudes und in der Werkhalle. Er hofft, dass sich Werkstudenten für Cool Tec Electronic interessieren, die hier unter anderem nach alternativen Flüssigkeitskühlungen und alternativen Materialien forschen könnten. Dass hier “Produkte mit hohem technologischen Anspruch gefertigt werden”, wie Benedikt Lausberg sagt, dürfte ein Aspekt der beruflichen Entwicklung auch für zukünftigen Spezialisten sein.
Autorin: Marina Hube Veröffentlicht am 01.06.2023
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